Hansa Rostock: Die Angst vor den Hooligans






von Andreas Ludwig


Es ist Zeit ehrlich zu sein: Zu sich selbst und zu der Hooligan-Problematik beim FC Hansa Rostock. 

Noch nie habe ich mich wohl gefühlt im Ostsee-Stadion – weder im alten, noch im neuen. Schon immer empfand ich die Stimmung als aggressiv, die Fans als unangenehm.  Schon seit meinen Kindertagen habe ich sie gesehen. Die zurückhaltenden Typen, mit ihrer unangenehmen Mienen und verschränkten Armen. Schon immer waren sie mir unheimlich, die Hooligans des FC Hansa Rostock.

Es war ein Spiel gegen Energie Cottbus, ich saß auf der Osttribüne, Block 11. Schaute mir das langweilige Unentschieden an. Doch irgendwann blieb mein Blick im Fanblock rechts von mir hängen. Eine wirklich massive Schlägerei brach im Block los – im harten Kern der Hooligan-Szene. Großgewachsene Kerle mit Leder- und Türsteherjacken hauten mit ihren Fäusten wie wild den eigenen Stadionbesuchern ins Gesicht. Ob es sich um einen Zwist in der Hooligan-Gemeinschaft handelte oder „Normalos“ traf, kann ich heute nicht mehr sagen.

Es dauerte ein bisschen, dann rückte die Polizei mit einem großen Aufgebot in den Block ein – wie an einer Perlenkette aufgereiht drängten die ebenfalls großgewachsenen Polizeibeamten mit Schutzuniform und Helmen in den Block, hin zum Kern, wo die Schlägerei ausgebrochen war. Es wurde plötzlich ganz ruhig zwischen den Reihen.


Das Versagen der Staatsmacht

Bis dahin verlief alles so, dass ich es nachvollziehen konnte. Doch das sollte sich ändern. Eine Diskussion zwischen dem führenden Polizeibeamten und einem Hooligan brach los. Mit den Armen gestikulierend versuchten beide Seiten ihren Standpunkt klarzumachen – so sah es für mich zumindest aus. Ich fragte mich, warum sie die Schläger nicht einfach aus dem Block schleifen. Plötzlich Bewegung zwischen den Reihen. Ein Kerl, der aussah wie ein erfahrener Zuhälter, drängte sich in den Vordergrund. Er wirkte wie der Wortführer der Hooligans und schien mit dem Polizisten zu verhandeln. Es kam mir so vor, als würden Polizeibeamte und Hooligan sich gut kennen. Der Wortführer der Hooligans bestimmte den Takt. Es dauerte ein paar Minuten, dann wählte der Pressesprecher der Hooligans zwei, drei seiner Kameraden aus und schickte diese mit der Polizei raus aus dem Block. Es war beängstigend mit anzusehen, mit welcher Macht die Hooligans auf die Polizei einwirkten.


Die Angst vor den Hooligans

Was soll ein gemeiner Hansa-Fan gegen die anwachsende Schar der Schläger in seinem Block machen, wenn sogar die Staatsmacht vor ihr kapituliert?  Jeder von uns kennt einige der Chaoten. Manche von ihnen sind lustige Kerle, die zum Wochenende einfach Adrenalin suchen. Manche von ihnen sind gefährliche Menschen. Nahe an dem Milieu oder kriminellen Vereinigungen. Kein Mensch mit gesundem Verstand wird es wagen, einen der führenden Hooligans anzuzeigen. Viel zu groß ist die Angst, ihm in der Stadt über den Weg zu laufen oder eines Abends Besuch von ein dutzend Schlägern zu bekommen, die die Bude aufräumen. Das wird auch vielen Polizisten so gehen. Bestimmt haben viele von ihnen Angst vor der Macht der Hooligans, gehen daher Kompromisse ein. Die Gefahr, sich im Privatleben zu begegnen ist einfach zu hoch. Der Klub kann also nicht erwarten, dass ein Selbstreinigungsprozess der Fans das Problem lösen wird. Die angestrebte Hotline wird nicht den gewünschten Erfolg bringen. 


Hotline ist unpraktikabel

Eine Hotline, wo sich Fans melden können, ist nicht praktizierbar. Ziel muss es sein, die Hooligans vor den Richter zu zerren, je mehr, desto besser. Es wird einem bei der Hotline zwar Anonymität zugesprochen, aber diese endet spätestens im Gerichtssaal. Kein Fan wird durch eine Zeugenaussage gewissermaßen Selbstmord praktizieren. Und was soll das mit der Hotline überhaupt. Es gibt doch Kameras im Stadion. Mit dem Videobeweis kann man doch alle Gewalttäter noch im Stadion rausholen. Aber wie die Staatsmacht so was regelt, habe ich ja anfänglich beschrieben. Solange Rostocker Polizisten Rostocker Hooligans "betreuen", wird man dem Problem nur schwer Herr werden.

Geschlossene Augen auf Seiten des Vereins

Die gewaltbereite Szene in Rostock hat durch jahrelange Duldung ein Ausmaß erreicht, dass sie wie ein Tumor in der Gesellschaft gedeihen konnte. Für mich ist es unbegreiflich, wie ein Fußballverein über all die Jahre die Augen schließen konnte. Seit der Wende randalieren Rostocker Chaoten bei Auswärtsspielen, schmeißen Gegenstände und Bengalos in gegnerische Fanblöcke, suchen die Auseinandersetzung mit der Polizei und was weiß ich noch. Die gastgebenden Vereine schauen mit Abneigung auf die Rostocker Anhänger, überall wo sie auftreten, herrscht Ausnahmezustand. Die Polizei nimmt regelmäßig Hansa-Schläger fest. Die Polizei muss über die Jahre eine riesige Liste an auffälligen Personen angelegt haben.


Personalisierte Tickets 


Schon vor vielen Jahren hätte man personalisierte Eintrittskarten einführen müssen. Dies, wie vom Verein plötzlich für Auswärtsspiele eventuell angedacht, müsste schon längst für Heimspiele gelten. Außerdem können Rostocker Fans ganz normale Karten in den auswärtigen Stadien kaufen. Dann nimmt man einfach den Block neben dem Gäste-Fanblock und umgeht so die personalisierten Eintrittskarten. Das wird ja schon lange so praktiziert und würde die personalisierten Tickets zumindest bei einigen Spielen umgehen. 
Aber was für eine Logik steckt überhaupt hinter diesem Gedanken. Auswärts randalieren gehört verboten, im eigenen Stadion darf man den Gästefans aber aufs Maul hauen? Wer hat sich diesen Quatsch nur ausgedacht!?


Schließung der Südtribüne


Ich verstehe auch nicht die Schließung der Südtribüne, auf die sich die Chaoten schon vor Jahren verteilt haben. Bereits 2003 war der Block 27 in den Händen der Hooligans. Wenn dem Verein das heute erst aufgefallen ist, können ja nur Blinde den Klub geleitet haben. 
Eine Schließung der Südtribüne wird zur Folge haben, dass sich die Hools auf andere Blöcke verteilen. Vielleicht zurück zur Nordtribüne. Da werden sich die anderen Fans freuen. Gibts halt mal wieder Prügel von den eigenen Chaoten. Vielleicht ziehen die Jungs aber auch in den Familienblock um. Dann können sich die Kids anschauen, wie Hooligans aussehen. 
Ohjeee, angesichts dieses Aktionismus von Seiten des Vereins kann einem nur schlecht werden. 


Das Image der Stadt sinkt - die Politik versagt

Das Auftreten der Chaoten fällt nicht nur auf den Verein, sondern auch auf die Stadt zurück. Der Ruf der Hansestadt Rostock ist in großen Teilen der Bundesrepublik einfach katastrophal. Ich bin mir sicher, dass viel Abiturienten einen Bogen um Rostock machen – aus genau diesem Vorurteil. Seit meinem Weggang aus Rostock kämpfe ich gegen diese Sicht der Dinge an, verteidige meine Brüder und Schwestern in meiner Heimat vor meinen Kollegen, Redakteuren bei Fernsehsendern und Zeitungen. Doch ist es tatsächlich ein Vorurteil, sich Rostock so vorzustellen?

Wenn das Image der Stadt sinkt, bleiben auch Geldgeber aus. Unternehmen reißen sich nicht wirklich darum, in der Hansestadt zu investieren. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Perspektiven für viele Berufsgruppen bescheiden. Kann sich die Rostocker Politik-Elite diese Fakten leisten? Anscheinend schon. Sonst hätte der Oberbürgermeister mal eine – neudeutsch geschrieben – Anti-Hooligan-Taskforce gebildet. Und das vor zehn Jahren. Ich habe zumindest nicht mitbekommen, dass die Politik irgendwann mal Druck auf den Verein oder die Polizei ausgeübt hat, um dem Problem Herr zu werden. Auch hier wurden die Augen verschlossen.

Lösungsansätze

Personalisierte Tickets, extreme Videobeobachtung, Schnellgerichtsverfahren und härtere Strafen: Gewalttäter werden extrem selten zur Kasse gebeten. Hier müssen Justiz, Polizei und Klub enger zusammenarbeiten. Einen anderen Menschen schlagen oder mit Gegenständen auf andere Fans zu werfen, ist kein kleines Vergehen. 


Videoüberwachung


Wenn man in Stadien per Videoüberwachung diese Jungs schnell rauszieht und binnen zwei Stunden in der Stadien-Zelle verknackt, hat man bald Ruhe in der Arena. Dann werden die Hools zwar vor dem Stadion aktiver werden, aber dort muss dieselbe Taktik gelten. Dafür muss der Polizei- und Ordneraufwand erhöht werden. In England hat sich diese Methode bewährt und das Hooligans-Problem eingedämmt. Hier sind der DFB, die DFL und die Politik gefragt, Geld zur Verfügung zu stellen.


Polizeikräfte-Austausch

Doch wie ich bereits erklärt habe, kann die lokale Nähe zwischen Polizei und Gewalttäter zur Unterwanderung der staatlichen Macht führen. Ein Polizei-Austausch zwischen den Städten wäre sinnvoll. Berliner Polizisten werden weitaus weniger Angst vor Racheakten der Millieu-nahen Hooligans haben als Rostocker und umgekehrt.


Stadionverbot, Null-Toleranz-Politik, Fanbetreuung

Lange Stadionverbote in Verbindung mit personalisierten Tickets könnte auf Dauer Ruhe ins Fan-Volk bringen. In England dürfen sich auffällig gewordene Fans nicht mal annähernd in die Nähe des Stadions begeben. Wer das tut und auffällig wird, muss mit harten Strafen rechnen. Bis zu 4000 Gewalttäter wurden in Großbritannien bisher ausgeschlossen.
Aber das Entscheidende: Eine Null-Toleranz-Politik der Polizei. Auswärtsfans müssen schnell und unter Polizeischutz in einem Wisch ins Stadion gebracht und wieder abgeführt werden.
Schließlich eine Ausweitung der Fanarbeit zur Koordinierung von Fanklubs gegen die Gewalttäter -  eben zur Ausgrenzung dieser – muss angestrebt werden.

Rostock hat einen ersten Schritt in die richtige Denkweise getan, doch die Ansätze sind einfach nur lächerlich. Ich kann nur hoffen, dass die Untätigkeit der Verantwortlichen in der Hansestadt nicht irgendwann einem Stadionbesucher das Leben kosten wird.  



Hansa Rostock: Der Fisch stinkt vom Kopf her


Es herrscht Krisenstimmung in Rostock. Am Montag musste Hansa-Trainer Peter Vollmann zum Rapport. Der Vorstand der Kogge hatte gerufen und wollte sich einen Eindruck von dem bisherigen Sachschaden machen. Und verlangte nebenbei ein Konzept vom Cheftrainer, wie man die Krisenstimmung in Aufstiegsjubel verwandeln könnte.




von Andreas Ludwig

Finanzen hui – Fußballkompetenz pfui

Vollmann kam, sprach und siegte – vorerst. Der FC Hansa Rostock, einst der Stolz der Wende-Generation, ist schwer angeschlagen. Nicht, weil man lediglich einen Punkt Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat, sondern weil sich in stürmischen Zeiten die Führungsetage in blanken Aktionismus verfängt, anstatt den vor eineinhalb Jahren eingeschlagenen Kurs beizubehalten.

Gleich mehrere Dinge sind besorgniserregend beim FC Hansa. Auffallend ist, dass sich der Vorstand in die Angelegenheiten des Managers einmischt. Trainerentlassung liegen nicht in den Händen des Vorstandes – dies ist ausschließlich Sache des Rostocker Managers, Stefan Beinlich.

Sollte der Vorstand über Beinlichs Kopf hinweg den Trainer infrage gestellt haben, wäre das eine Ohrfeige für den angesehenen Ex-Nationalspieler. Sollte er von dem Rapport gewusst haben oder ihn gar initiiert haben, wäre das ein Zeichen dafür, dass beim FC Hansa keine Kontinuität einkehren wird. Vollmann ist Beinlichs Wahl gewesen. Diesen in der ersten Krise abzusägen, erinnert einen an den Hamburger SV und dessen Trainerverschleiß. Ein Blick auf die Bundesligatabelle sollte einem schnell verraten, dass der Ansatz der hohen Trainerfluktuation keine mittelfristige Lösung sein kann.

Die Fakten sprechen für Vollmann

In jedem Fall ist die Infragestellung des Rostocker Trainers grundlos. Laut Transfermarkt.de hat Hansa den Kader mit dem zweitschlechtesten Marktwert. Nun muss der Marktwert einer Mannschaft nicht dessen Leistung widerspiegeln, aber eine Signifikanz zwischen Preis und Leistung zu leugnen, ist naiv. Peter Vollmann hat also nicht das beste Spielermaterial zur Verfügung. Dieses Kapitel kann man ziemlich schnell abhaken. Rostock hatte zu Saisonbeginn kein Geld für teure Neuzugänge.

Dem Trainer daraus nun einen Strick zu knoten, ist der falsche Ansatz. Immerhin hat Vollmann mit einer wild zusammengewürfelten Truppe zur Saison 2010/11 den direkten Wiederaufstieg geschafft. Etwas, was kein Fußball-Experte in der Republik den Hanseaten zugetraut hat. Vergessen sind die Worte von Manager Stefan Beinlich: Man habe einen Drei-Jahres-Plan und wolle am Ende wieder in der 2. Liga sein. Das dies zwei Jahre schneller ging als geplant, kann man Vollmann jetzt nicht ankreiden. Wäre Vollmann mit einer eingespielten, gefestigten Mannschaft – vielleicht erst nach drei Jahren – wiederaufgestiegen, dann würde man sich leichter tun die Klasse zu halten. Das zeigt das Beispiel Braunschweig.

Hansa hat in dieser Saison achtmal unentschieden gespielt – so oft wie keine andere Mannschaft. Ein Team, das achtmal unentschieden spielt, ist nicht schlecht, sondern gut. Diese Statistik wei0t auf eine feste Mannschaftsstruktur hin, eine gute taktische Ausbildung und – vor allem – von 2.Liga-Tauglichkeit. Es fehlen lediglich die Tore.

Stürmer gesucht

Auch die Art und Weise wie Rostock die 2. Liga erklomm, ist beeindruckend. Offensiv, munter und spielfreudig zeigten sich die Hanseaten. Etwas, was man auch in der Mehrzahl der Zweitliga-Spiele sehen konnte. Es gab Spiele, vor allem zu Saisonbeginn, wo Hansa Chance um Chance vergeigte. Nicht der Trainer schoss die Bälle am Gehäuse vorbei, sondern die Hansa-Spieler. Einen gestandenen Stürmer hätte Vollmann benötigt, aber für den hat Stefan Beinlich kein Geld mehr im Portemonnaie gehabt.

Als Aufsteiger darf man verlieren

Als Grund für den Rapport von Vollmann gab der Vorstand die bittere 2:5-Niederlage gegen Union Berlin an. Hat Herr Hofmann und Co. vergessen, dass der FCH ein Aufsteiger ist? Jedes Jahr verlieren Aufsteiger mit hohen Resultaten und halten dennoch den Ligaverbleib.

Werder Bremen verlor erst unlängst 0:5 gegen Mönchengladbach. Hat man dort den Trainer zum Rapport gebeten? Mit einem 2:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart bedankten sich die Mannschaft und Trainer für das in sie gesteckte Vertrauen. Vertrauen, dass dem Trainer in Rostock offenbar nicht mehr entgegen gebracht wird.

Mit einem Trainer wie Peter Vollmann in die dritte Liga abzusteigen, wäre mittelfristig eine bessere Lösung, als einen erfahrenen Trainer zu nehmen, der die Mannschaft wieder auf Kurs bringt, aber in der nächsten Saison zu einem ähnlichen Zeitpunkt vor demselben Problem stehen könnte. Wenn es heißt, kein Geld, kein Spielermaterial, kein Vertrauen in den Trainer.

Traumjob Fussball-Praktikant


(alu) - Aus dem entlegensten Gebiet des Universums - also den weit entfernten Tiefen der bayrischen Provinzhauptstadt München - haben sich zwei kommende Sterne am deutschen Praktikanten-Himmel auf den Weg zum Bundesliga-Kracher zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Augsburg gemacht. Unter absoluter Lebensgefahr liefern sie uns unvergessliche und grauenvolle Bilder aus den Abgründen der menschlichen Fan-Kultur.



Juan Figer: Brasiliens Fussball in den Fängen des Paten from Andreas Ludwig on Vimeo.

Videopodcast: Brasiliens Fussball in den Fängen des Paten


(alu) - Der gebürtige Uruguayer Juan Figer gilt als der mächtigste Spielervermittler der Welt. In seiner bisher 40 Jahre währenden Regentschaft baute Figer ein weltweites Imperium auf und betreute Spieler wie Diego Maradona, Frank Rijkaard, Luis Figo, Ronaldinho oder Kaka.

Auch der ehemalige Bundesliga-Manager Reiner Calmund musste im Jahr 2004 feststellen, wie gefährlich Geschäfte mit Juan Figer sein können. Leidenschaft Fussball berichtet im ersten Teil des Videopodcasts "Juan Figer - das Phantom" über dessen Weg zum vorherrschenden Spielerberater Südamerikas.

Mit diesem Podcast eröffnet Leidenschaft Fussball seine Reihe über "Südamerikas mächtigste Spielerberater".  



Juan Figer: Brasiliens Fussball in den Fängen des Paten from Andreas Ludwig on Vimeo.


Quellen:

Süddeutsche Zeitung 4/2006, Spiegel 2/2006, Spiegel 6/2006, Stern 3/2009

Deutschland ist Weltmeister im Schnee-Eis-Fussball

Wie, watt? Fussball auf Eis - einem gefrorenem See?  Seid ihr nicht mehr bei Sinnen? Na so in etwa war mein Gedankengang, als mir Lutz Pfannenstiel und Sean Dundee erzählten, dass sie Weltmeister im Schnee-Eis-Fussball werden wollen. Es ist zwar nur ein inoffiziellen Titel - aber trotzdem einer, den man mit stolzgeschwellter Brust tragen kann. Und sie sollten recht behalten.


Endlich Weltmeister: Die deutsche Mannschaft im Siegesrausch.


Von Andreas Ludwig


Das war ein Anblick für die Götter: Da rutschten ehemalige Weltmeister - ich meine echte Weltmeister - über einen gefrorenen See (naja, nen kleinen Kunstrasen haben die schon drüber gelegt) im schweizerischen Arosa und freuten sich wie kleine Kinder.

Da tänzelten frühere Bundesligagrößen wie Bernd "der weiße Brasilianer" Schneider, grätschten ehemalige Weltmeister wie Guido "Diego" Buchwald oder Weltrekordhalter und "Weltfussballer" wie Lutz Pfannenstiel mit einem fetten Grinsen im Gesicht über das Eis.

Vor allen Dingen sollte der Spaß bei der Benefizveranstaltung für die Laureus Stiftung auf dem Programm stehen. Doch wir sind Deutsche - wir verstehen keinen Spaß. Und das zeigten Pfannenstiel und Co. auch den Konkurrenten, die doch tatsächlich dachten, sie könnten um die Krone der besten Schnee-Eis-Mannschaft mitspielen. Egal wer da kam, die beiden Tormaschinen Jörg Heinrich und Bernd Schneider ballerten sie alle weg. Zum leichten Aufwärmprogramm bei dem kalten Spektakel vernaschte die deutsche Truppe die Schweizer Lokalhelden um Adrian Knup, Mario Cantaluppi und den ehemaligen Gladbacher Torhüter Jörg Stiel mit 6:5. Lutz Pfannenstiel sagte mir vertraulich, dass er die fünf Gegentore nur zugelassen habe, weil er dem Schweizer Publikum nicht den Spaß rauben wollte. Wir wollen es ihm mal glauben...


Jörg Stiel (am Boden links) ist mit Bernd Schneider (am Boden rechts) zusammengerasselt. Guido Buchwald (l.) schaut sich die Szenerie ganz entspannt an.

Von bibbernden Brasilianern und überheblichen Niederländen

Die Schweizer vernascht, kam die Allstar-Truppe an die Reihe. Und wie sie da schon bei der Begrüßung standen. Vor Kälte bibbernd und die deutschen Walze anrollend sehen, hatten Paulo Sérgio und Aldair aus Brasilien sowie Christian Karembeu aus Frankreich, die Hosen bereits vor dem Anpfiff gestrichen voll. Es lief so traurig für die braungebrannten Südamerikaner, dass wir in Rücksichtnahme auf ihre Würde nicht näher auf das Spiel eingehen wollen. Auch die Zuckerpässe des ehemaligen Stuttgarter Mittelfeldregisseurs Krassimir Balakov verpufften angesichts der eisenernen deutschen Wand. Ach ja, ich sollte erwähnen, dass die Veranstalter den italienischen Rekordtorhüters Gianluca Pagliuca - und nonexisting Rückhalt der Mannschaft - davor retten konnten sich aufgrund der Demütigung durch die deutsche Mannschaft etwas anzutun.


Hat da Sean Dundee (4 v. l.) ne Mütze auf´m Kopp? Na wenn man auch das ganze Jahr im südafrikanischen Durban am Pool liegt - kein Wunder.

65 Tore und Deutschland ist Weltmeister

Dann war es Zeit für den Klassiker. Vielleicht war es der Schaum vor dem Mund der deutschen Truppe - vielleicht auch die "Matrix"-artigen Reflexe von Lutz Pfannenstiel. Auf jeden Fall schoss Jörg Heinrich (und die deutsche Mannschaft) die niederländischen "Teilnehmer" um Pierre van Hoojidonk, Arthur Numan und Co. mit 10:4 aus dem nicht existierenden Stadion.


Action vor dem deutschen Tor. Doch der "Welttorhüter" lässt nichts anbrennen..

Im Finale gab es dann das erneute Vorrunden-Match zwischen den sonnengeölten Südamerikanern und den deutschen Eisenbeißern. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie diese braungebrannten Lebemänner es bis ins Finale geschafft haben. Diesmal schonten die deutschen Eichen ihre Glieder und besiegten die vom früheren Bayern-Profi Alain Sutter trainierte All-Star-Mannschaft locker und lässig mit 4:0. Oder war es 40:0? Was macht schon die eine Null.



Paulo Sérgio (2 v.l) versucht da seine Klette Jörg Heinrich (rechst)  loszuwerden. Lutz Pfannenstiel hat für solche Spielreien keine Zeit und hielt auch im Finale der Schnee-Eis-Weltmeisterschaft seinen Kasten sauber.

Spielen gegen die Erderwärmung

Für Lutz Pfannenstiel war dieser Turniersieg weit mehr als der Gewinn eines Titels. Seit Jahren schon engagiert sich der Gründer von Global United Football Club im Kampf gegen die Erderwärmung. So veranstaltet er regelmäßig Benefizspiele an Orten, an denen die Erderwärmung einen starken Einfluss auf die Bevölkerung hat. Und jedes Mal folgen ihm ehemalige Fussballgrößen rund um den Globus. Auch in dem Turnier im schweizerischen Arosa sieht er einen Beitrag, die Wahrnehmung zu diesem Thema zu erhöhen: "Fußball ist eine globale Sportart, Klimawandel ein globales Problem", erklärt Pfannenstiel und ergänzt: "Im Januar 2012 werden wir versuchen unseren Titel zu verteidigen." Denn Spieler und Sponsoren haben bereits fürs kommende Jahr eine zweite Austragung vereinbart. 


Jörg Stiel (links) und Lutz Pfannenstiel verstehen sich blendend - sie spielten nicht zum ersten Mal für einen guten Zweck.

Traumjob Fussball-Praktikant


(alu) - Aus den entlegensten Gebieten des Universums - also den weit entfernten Tiefen der bayrischen Provinzhauptstadt München - haben sich zwei kommende Sterne am deutschen Reporter-Himmel auf den Weg zum Bundesliga-Kracher zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Augsburg gemacht. Unter absoluter Lebensgefahr liefern sie uns unvergessliche und grauenvolle Bilder aus den Abgründen der menschlichen Fan-Kultur.


Traumjob Fussball-Praktikant from Andreas Ludwig on Vimeo.

Videopodcast: Traumfabrik FC Barcelona


(alu) - Seit Jahren schon schlüpft ein Superstar nach dem anderen aus der Nachwuchsschmiede des katalansichen Spitzenklubs FC Barcelona. Die Wahl zum Weltfußballer - mit drei Barca-Spielern als Nominierte - war der endgültige Beweis für die einzigartige und weltweit führende Jugendarbeit des FC Barcelona. Was viele bei all der Faszination für den leidenschaftlichen Fußball vergessen: Talente sind teuer, sehr teuer. Leidenschaft Fussball wirft mit seinem Star-Reporter Gene Travers einen Blick hinter die blau-roten Kulissen des Champions League-Siegers von 2009. 

Videopodcast: Traumfabrik FC Barcelona from Andreas Ludwig on Vimeo.

Podcast: Angriff der Neureichen in der Premier League

(alu) - Manchester City und Tottenham Hotspurs mischen die alte Garde in England mächtig auf. Haben sie doch schon Chelsea London und den FC Liverpool von den Champions League-Plätzen verdrängt. Unser Star-Reporter Gene Travers recherierte bei den englischen Topklubs vor Ort. Viel Spass:


 

Winterschnäppchen à la FC Bayern

(rs) - Seit drei Tagen ist der Transfermarkt nun endlich wieder geöffnet und der FC Bayern hat mit der Verpflichtung des Hoffenheimer Mittelfeldspielers Luis Gustavo den ersten Paukenschlag gelandet. Meiner Ansicht nach ein guter Transfer, wobei sich erst noch zeigen muss, ob die investierten 15 Millionen Euro gerechtfertigt sind und Gustavo in Münchnen der erhoffte solide wie auch spielstarke Abräumer hinter Ribery, Robben und Co wird.


Interessant ist, dass dieser Transfer sehr stark mit der Beurlaubung des Hoffenheimer Trainers Ralf Rangnick zusammenhängt, der Luis Gustavo zumindest bis zum Saisonende im Hoffenheimer Shirt auflaufen sehen wollte. Mäzen Dietmar Hopp setzte sich jedoch über die Meinung seines Erfolgscoches hinweg und verkaufte Gustavo ohne dessen Zustimmung. Dass Hopp die TSG eher als Ausbildungsverein denn als Anwärter auf die deutsche Meisterschaft sieht, zeigte bereits die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt im letzten Sommer, wo ein ordentlicher Transferüberschuß erzielt wurde.

Neuer Trainer der Hoffenheimer wird der mit Sicherheit talentierte Marco Pezzaiuoli, der zuletzt Rangnicks Co-Trainer war und zuvor verschiedene deutsche Junioren-Nationalmannschaften betreute. Doch wohin soll er den aufstrebenden Dorfclub führen? Dietmar Hopp möchte Erfolg, wenn möglich bald mit Spielern aus der eigenen Jugend oder zumindest jungen deutschen Spielern, für die man nicht allzu tief ins Portemonnaie greifen muss.

Pezzaiuoli muss daher nun zeigen, dass er es wie Rangnick versteht, junge Spieler auszubilden und erfolgreichen Fußball spielen zu lassen, denn ansonsten gibt es im Sommer die nächsten Leistungsträger, die bei Hopp anklopfen und den Verein verlassen möchten. Scheint ja kein Problem zu sein. Könnte aber ein Problem werden für Marco Pezzaiuoli, denn ohne überdurchschnittliche Spieler bzw. ausschließlich mit Talenten wird es schwierig, langfristig überdurchschnittlichen Fußball spielen zu lassen.

Daher war es meiner Meinung nach richtig, im Sommer Spielmacher Carlos Eduardo für 20 Millionen Euro nach Russland gehen zu lassen, da dieser eh ein Querkopf war und nur selten durch Leistung überzeugte. Anders verhält es sich jedoch im Fall Luis Gustavo, der momentan der Kopf der Hoffenheimer Mannschaft war, ihr Antreiber und Organisator. Ohne ihn wird es schwierig, an die Leistungen der Hinrunde anzuknüpfen geschweige denn ins internationale Geschäft einzuziehen, es sei denn Pezzaiuoli ist der nächste Thomas Tuchel;)

Podcast: Referees at Work

(alu) - Aufgenommene Mikrofon-Gespräche der Referees während der Europa-Meisterschaft 2008 kombiniert mit Kamera-Nahaufnahmen vermitteln auf beeindruckende Weise die schwierige Arbeit der Profischiedsrichter. Diese Dokumentation zeigt ungeschminkt den hohen Druck, die Professionalität sowie die Fehlbarkeit der Unparteiischen. Ihr seht hier aufgrund des mangelnden Uploads nur einen Trailer vom ersten Teil der Dokumentation. Die komplette Folge sowie alle anderen Teile könnt ihr auf unserer Facebook-Fanpage (einfach rechts "Join Us" klicken) oder unserem Youtube-Channel  sehen.

Hier der Link zum Original-Video, darunter seht ihr den Trailer: